Washington D.C. – Mehr als nur das Zentrum der Macht

„Don’t mention politics!“ Politik einfach mal nicht erwähnen. Das ist prinzipiell ein guter Rat für alle USA-Reisende. Ganz besonders aber gilt er für die Reise in die Hauptstadt Washington D.C. Auch wenn man der Politik dort kaum entkommt, hat die Stadt doch viel mehr zu bieten als das tägliche Spiel um Macht und Einfluss. Hervorragende Restaurants, Kultur und Geschichte an nahezu jeder Straßenecke, dazu viel Grün und eine ausgesprochen entspannte Lebensart. 

Ohne die stets laute Politik lassen die Washingtoniens an den Ufern des Potomac River den schrillen Alltag hinter sich. Hier lernt man auch schnell die Freundlichkeit der Amerikaner kennen, lässt man die Politik einfach mal beiseite lässt. Vor allem aber den gern erhobenen europäischen Zeigefinger. Washington D.C., das ist viel mehr als nur das Zentrum der Macht.

Das Capitol von der Terasse des ehemaligen Newseums in der Pennsylvania Avenue aus gesehen. Foto: Flora Jädicke

Im Grunde ist Washington D.C. eine kleine, fast gemütliche Enklave zwischen den 50 mächtigen Bundesstaaten. Ohne selber mitreden zu dürfen, im Senat etwa, ist D.C. doch das Zentrum Amerikas. Weit im Osten, fast am Antlatik, liegen der District of Columbia (D.C.) und Washington, eingebettet in die sanften und grünen Hügel Virginias. Unweit des Flughafens Dulles International Dulles. Er gehört eigentlich zur „Old Dominion“, wie die Einheimischen Virginia gerne nennen.

Virginia gilt als Geburtsstätte Amerikas

Im Osten grenzt der „District“ an Maryland. Im Westen an Virginia, mit seinem Tabak, den stattlichen Herrenhäuser und seiner Geschichte. Virginia gilt als Geburtsstätte Amerikas und „Mother of Presidents“. Acht US-Präsidenten stammten von hier. In der Vergangenheit war es zudem Schauplatz entscheidender Schlachten.

Bis heute hat der Wind der Zeit nicht alle Erinnerung an den amerikanischen Bürgerkrieg verweht. Nirgendwo waren die Schlachten so erbittert wie auf den Hügeln von Virginia. In Manassas bescherten die Konföderierten den Nordstaaten und dem Kampf gegen die Sklaverei   bittere Niederlage. Manchem erscheint „die Wunde“ noch immer nicht verheilt. „An den Gedenktagen blitzen die alten Konfliktlinien hin und wieder auf,“ sagen die Einheimischen.

„Stars and Stripes“ im Abendhimmel. Die Amerikanische Flagge weht in Virginia auf der 2Silos Farm Brew in Prinz William County. Foto: Flora Jädicke

Jenseits der Politik aber geht es auch im geschichtesträchtigen Virginia entspannt zu, bei Craftbeer , Live-Music unter „Stars and Stripes“ und „pulled Pork“. Jenem zerrupften Fleischburger, der so gar nicht passen will in die durch und durch manikürte Landschaft des Prince William County kaum 45 Minuten vor den Toren Washingtons.

Imposante Gutshäuser und sanfte Hügel

Auf unserem Weg in die Hauptstadt Amerikas führt uns die Fahrt durch endlos scheinende Rasenflächen, gesäumt von zierlichen Hecken, über sanfte Hügel und vorbei an imposanten Gutshäusern. Auch George Washington hatte in dieser Idylle seinen Landsitz, auf dem Mount Vernon. Das stattlich Anwesen war ein Geschenk des Marquis de Lafayett. Virginia wirkt wie ein einziger gewaltiger Golfplatz. Reich und sehr gepflegt.

 

Entspannte Metropole am Potomac River

Washington D.C. ist nicht weniger elegant und eine durch und durch entspannte Metropole. Ein ruhender Pol im Zentrum der Macht. Nach dem Bürgerkrieg brauchte das neue Amerika eine Bundeshauptstadt. 1791 fiel die Wahl für den geeigneten Ort auf den District of Columbia (DC) im Grenzgebiet zwischen Virginia und Maryland. Der Franzose Pierre Charles L’Enfant baute die mächtigste Stadt der Welt auf die Sümpfe am Zusammenfluss von Potomac und Anacostia River, gut 250 Kilometer entfernt vom Atlantik.

Und anders als die schiere Wucht des Namens ahnen lässt, ist die amerikanische Hauptstadt ein Paradies für Fußgänger und Radfahrer. Wer sich hier auf Entdeckungstour begibt, kann getrost das Auto stehen lassen. Statt auf Blechlawinen trifft man gelegentlich auf berittene Polizei, die in den unzähligen Parks  für Ordnung sorgen. 

Berittener Parkpolizist in Washington Downtown nahe der National Mall. Foto: Flora Jädicke

 

Zu Fuß oder mit dem Rad durch Washington DC

Wir machen uns mit einer geführten Radtour auf den Weg. Vor uns liegen ein gutes Dutzend weltberühmter Museen, Memorials und Monuments. Washington Monument, Lincoln Memorial, Vietnam Veterans Memorial, Korean War Veterans Memorial, Thomas Jefferson Memorial, Martin Luther King, Jr. Memorial, Franklin D. Roosevelt Memorial und das WWII National Memorial.

 

Am L’Enfant Plaza SW schwinge wir uns auf den Sattel und „cruisen“ die National Mall entlang. Unser Guide ist eine stimmgewaltige kanadische Studentin. Ihre Stimme übertönt sogar den Lärm der Flugzeuge, die regelmäßig am Reagan National Airport auf der anderen Seite des Potomac River starten und landen.

Quelle: commons.wikimedia.org

Die National Mall ist die wichtigste Querachse der Stadt. Die Prachtallee zwischen Lincoln Memorial und Kapitol ist gut fünf Kilometer lang und 500 Meter breit. Gesäumt von breiten Grünflächen reihen sich politische und kulturelle Sehenswürdigkeiten auf wie an einer Perlenkette. Der Besuch der Monumente und Gedenkstätten an der Mall ist kostenlos.

Kirschblüte – Hanami in Washington DC

An ihrem Ende wiederholt sich jedes Jahr im Frühjahr, zwischen März und April, ein ganz besonderes Ereignis. Dann verzaubert ein Blütenmeer in zarten Rosatönen Einheimische und Besucher gleichermaßen. Die 3700 Kirschbäume rund um das Tidal Bassin, am Ende der Prachtmeile waren ein Geschenk der Stadt Tokyo, im frühen 20. Jahrhundert. Bis heute erinnert die alljährliche Blütenpracht an die japanisch-amerikanische Freundschaft.

 

Jetzt im Sommer ist das zarte Rosa einem satten Grün gewichen. Washington Downtown hat weitläufige Grünflächen und an der Riverfront des Ancacostia Rivers planschen Kinder an der Yardspark Capitol Riverfront  unter einem Wasserfall, während die Eltern beim Rosé in der Sonne sitzen. Auch deshalb scheint das Leben hier so luftig leicht und frei, weil die Politik zumeist hinter den dicken Mauern, der Museen, Monumente und Behörden bleibt.

Gleich hinter dem Capitol Hill liegen die Gebäude des obersten Gerichts, dem Supreme Court und die Library of Congress. Im Norden thront der historische Union Station von 1908. Wie auf einer Zeitreise durch die amerikanische Kultur und Geschichte radeln wir nach Westen, die weitläufige Mall entlang. Das National Museum of Art, das National Air and Space Museum und das National Museum of American Indian, Hirschhorn Museum und das National Museum of Natural History liegen auf dem Weg. Mitten drin ragt das rote Backstein-Schloss der Smithsonian Institution auf, zu denen auch das architektonisch bemerkenswerte „National Museum of African American History and Culture“ gehört.

Ein Obelisk zu Ehren Georg Washingtons

Weiter westlich auf unserer gut fünf Kilometer langen Tour erreichen wir schließlich das Washington Monument. Der Marmor Obelisk zu Ehren des Amerikanischen Präsidenten George Washington überragt mit seinen 169 Metern alle anderen Wahrzeichen der Stadt. 1884 war er noch das höchste Bauwerk der Welt. 36 000 Steine wurden verbaut. Wer den Blick über Washington von der Aussichtsplattform genießen wollte, stieg in einen Dampfbetriebnen Aufzug. 12 Minuten dauerte die Fahrt. Heute sind es 70 Sekunden in einer Hightechröhre.

Das Monument liegt in einem weiträumigen Park der im Norden bis zur amerikanischen Machtzentrale, dem Weißen Haus führt. Es ist das älteste Gebäude der Stadt. Auf dem Weg dort hin kommt man auch am Deutsch Amerikanischen Freundschaftsgarten vorbei.

Abraham Lincoln Memorial. Foto: Flora Jädicke
Abraham Lincoln Memorial. Foto: Flora Jädicke

Wir aber radeln direkt nach Westen, Richtung Abraham Lincoln Memorial. Unweit des Lincoln Memorials wird der Opfer der Kriege in Korea und Vietnam gedacht. Geradezu gespenstisch wirkt das Memorial für den Koreanischen Krieg und dem Vietnam Veterans Memorial suchen täglich Hunderte die Namen gefallener Kameraden.

Korean War Veterans Memorial an der National Mall. Foto: Flora Jädicke
Korean War Veterans Memorial an der National Mall. Foto: Flora Jädicke

Auf den Stufen zu Füßen der imposanten Statue des 16. Amerikanischen Präsidenten lassen wir uns nach drei Stunden voll gepackt mit Geschichte nieder und blicken zum Washington Monument, weit über den Reflecting Pool, and dessen Ostende das Memorial zum Gedenken an den Zweiten Weltkrieg liegt. Eine beeindruckende Aussicht, kurz bevor Washington im warmen Abendlicht schimmert.

Lincoln Memorial Washington Monument Credit: Courtesy-Washington.org

Von hier aus sind es nur wenige Minuten zu den Memorials von Martin Luther King Memorial und Franklin D. Roosevelt im West Potomac Park rund um das Tidal Bassin.

Zum Dinner nach Georgetown

Am Abend folgen wir den Spuren eines anderen Amerikanischen Präsidenten und fahren wie einst Barack Obama und sein Vize Joe Biden zum Dinner nach Georgetown. Heute ist Joe Biden selber Präsident der USA und der beschauliche Stadtteil am anderen Ufer des Potomac River ist noch immer eine elegante Shopping-Adresse und jeden Besuch wert. Lebendiges Nachtleben erwartet den Besucher auch im neuen Stadtteil The Wharf entlang der Southwest Waterfront oder am anderen Ende der Mall in der U Street mit ihren Nachtclubs der Musikszene und ihrer afroamerikanischen Kultur. Exklusiver wird es etwas südlich von Georgetown in Foggy Botton. Hier gibt es Luxushotels, teure Restaurants un das Kenndy Center. Trendiger ist der Stadteil Shaw, mit seinen urtümlichen Gassen und vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten.

Washington D.C. ist vielseitig und weltoffen. Einmal mehr stellen wir fest: Dem Ratschlag „Don’t mention politics“ zu folgen, fällt uns gar nicht so schwer. Washingtons Schönheit und entspannte Lebensart macht es seinen Besucher leicht, die Politik mitten im Zentrum der Macht, einfach mal zu vergessen.

 

Infos:

Wichtiger Hinweis:

Diese Geschichte wurde vor Corona recherchiert. Für Preise und Flugzeiten gelten daher die Corona-bedingten Änderungen beziehungsweise die Bedingungen nach Corona. Der Artikel wird zur gegebenen Zeit aktualisiert.

Anreise: Täglich von München und Frankfurt mit United Airlines nonstop nach Washington DC Dulles International Airport und zurück ab 575 Euro Hin- und Rückflug in der Economy Class.

Hotel: Im The Inn at Evergree in Prince William County in Virginias, logiert man herrschaftlich ab 215 US Dollar. https://innatevergreen.com

In DC schlafen 2 Personen im King room ab 179 Euro im The Wharf Intercontinantal https://wharfintercontinentaldc.com/

The Commonwealth, Richmond, www.thecommonwealthsuites.com

Tour-Vorschlag: Rad- und Segway-Touren durch Washington DC zum Beispiel über The Mall bietet Bike and Roll, 955 L’Enfant Plaza SW Washington,DC 20004, www.bikeandroll.com

Museum: The Smithsonian National Museum of African American History and Culture (NMAAHC) , 1400 Constitution Ave NW,Washington, DC 20560, Ph. 1-844-750-3012 https://nmaahc.si.edu/ , National Air & Space Museum, National Gallery of Art, Renwick Gallery, International Spy Museum http://www.spymuseum.org

National Museum of The Marine Corps www.usmcmuseum.com

Das Newseum hat am 31. Dezember nach mehr als 11 Jahren seine Tore geschlossen. Wanderausstellungen und Programme werden durch das Freedom Forum weitergeführt. www.newseum.org ,300 New Jersey Avenue NW Suite 800 Freedom Forum, Washington, DC 20001, Phone: 202/292-6100, Email: info@freedomforum.org, www.freedomforum.org

„The Freedom Forum will continue the Newseum’s important First Amendment mission through public programs, digital initiatives and traveling exhibits.“

Restaurant: Im Dolceezza The Wharf www.dolcezzagelato.com startet man wunderbar in den Tag oder im The Velo café https://www.dcvelocafe.com/, , Bluejacket in Navy Yard, http://bluejacketdc.com/

Hervorragend Mexicanisch ist man im El Centro in Georgtown DC, www.eatelcentro.com

Ausflüge: Voller Geschichte steckt Virginias Hauptstadt Richmond gut 154 Kilometer südöstlich von Washington DC.

Lohnenswert ist auch das 57 Kilometer entfernte Baltimore in Maryland. Gut 245 Kilometer sind es bis zum Meer nach Virginia Beach. Tagesausflüge zu den Weingütern Virginias oder Bürgerkriegsschauplätzen Virginias wie Manasses geben Einblicke in das Leben in der Capital Region. Besuch im Lewis Ginter Botanical Garden in Richmond http://www.lewisginter.org

Cherry Blossom Festival (Kirschblütenfest) 2020 vom 20 März bis 11 April 2021. https://cherryblossomwatch.com/

Info: Capital Region USA (Washington D.C.,Virginia und Maryland)
www.capitalregionusa.de (deutsche Website)

2021 ist ein neuer kleiner Reiseführer für die Region entstanden. Sie erhalten ihn bei der offiziellen Vertretung der Capital Region c/o Claasen Communication GmbH, Im Schelmböhl 40, D-64665 Alsbach

White House Waschington DC. Credit: Washington-org.

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