Die Korkeichen von Ferraria de São João und ihre Paten

Im kleinen Schieferdorf Ferraria de São João in der Serra da Lousã, mitten in den portugiesischen Bergen, kann man einen Baum adoptieren. Und ganz nebenbei seinen eigenen Kork ernten.

Tage lang hatte er mit einem einfachen Gartenschlauch in der Hand vor seinem Haus gestanden und das Land feucht gehalten. Und er wusste, dass es möglicherweise kaum helfen werde. Aber er wollte es den Flammen auch nicht zu einfach machen. „Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt“, sagt Pedro Pedrosa.

Seit einigen Jahren baut der IT-Spezialist mit Hilfe von EU-Geldern und der Unterstützung der Einwohner von Ferraria de São João, eines der Schieferdörfer in den portugiesischen Bergen der Serra da Lousã um. Das Bergdorf soll zu ein Ort werden, in dem sanfter Tourismus und Traditionen zusammenfließen. Ferraria de São João liegt im Pinhal, einem gebirgigen und waldreichem Gebiet zwischen Porto und Lissabon.

Die Bewohner von Ferreira de São João leben einfach aber gut im Schatten der alten Korkeichen. Foto: Flora Jädicke

Die Region ist ausgesprochen waldreichie und auch ausgesprochen anfällige für gefährliche Waldbrände. Inzwischen hat der Ort drei private Swimmingpools. Das ist auch bei wachsendem Tourismus in der ansonsten eher bäuerlichen Idylle eines Bergdorfs keine Selbstverständlichkeit.

„Und es ist eben nicht nur ein angnehmer Luxus“, erklärt Pedro. Die Pools haben durchaus eine lebensnotwendigen Sinn. Bei Waldbränden,  wie sie in der Region häufiger vorkommen, dienen sie auch als Löschwasser-Reservoire.

Alte Ziegenställe in einer Landschaft aus Pinien, Korkeichenwäldern Wiesen und Gärten.

Pedro lädt uns zu einem Rundgang durch das Dorf ein. Er führt unter Pinien und Eukalyptusbäumen hindurch über Wiesen und entlang der teilweise hübsch hergerichteten Schieferhäuser und blühenden  Gärten zum  alten Korkeichenwald.

Als das Feuer nach Ferraria de São João

Pedro kann nicht genug betonen wie wertvoll der Wald ist. An den Hügeln der Serra da Lousã wüteten im Sommer 2017 die schwersten Waldbrände seit langem. Bis in den Oktober hinein fraß das Feuer die Wälder. In den meisten Fällen Eukalyptusbäume, die wie Pedro sagt, „hier gar nicht heimisch sind“. Mehr als 60 Menschen starben damals. Und auch in diesem Jahr kämpften die Menschen in ganz Portugal wieder gegen die Feuersbrunst. 

Der  Wald in der Serra da Lousã wächst langsam nach. „Unsere Rettung aber waren die Korkeichen“, erzählt Pedro auf unserem Gang zu den Korkeichen am Rande von Ferraria de São João. „Sie haben uns wirklich vor einer Katastrophe bewahrt.“ Das Feuer breitete sich rasend schnell aus. Bis es schließlich kurz vor Ferraria de São João im Korkeichenwald seinen Gegner fand. Natürlich sind auch einige der Bäume den Flammen zum Opfer gefallen. Aber anders als die Eukalyptusbäume, sind Korkeichen schwer entzündbar. Zwischen den heute noch stehenden mehr als 200 Bäumen gab es zudem viel Platz und außer Fels wenig Nahrung für das Feuer. So blieb Ferraria de São João verschont. „Diese alten Korkeichen sind Gold wert“, sagt Pedro.

Der Korkeichenwald beginnt gleich hinter Ferraria de São João. Foto: Flora Jädicke
Der Korkeichenwald beginnt gleich hinter Ferraria de São João. Foto: Flora Jädicke

Adoção de sobreiros em Ferraria de São João

Der widerständige Wald von Ferraria de São João hat es sogar bis in die Medien geschafft. Um die Korkbäume vor Verkauf und Abholzung zu retten, kaufte Pedro gemeinsam mit einem Verein viele von ihnen wie möglich auf.

Das Projekt „Adoção de sobreiros“ war geboren und existiert bis heute. Jeder kann Baum-Pate werden. Schon für unter 100 Euro kann man eine Patenschaft übernehmen. Zu jeder Eiche gehört auch das Land, auf dem sie steht. „Ungefähr so weit wie der Schatten des Baumes reicht“, sagt Pedro. Die Patenschaft schließt einen Teil der Ernte ein. Die Hälfte bekommt der Baum Pate. Die andere Hälfte geht an den Verein. Aus dem Erlös werden neue Korkeichen gekauft und so der Bestand der Korkeichenwälder wieder aufgeforstet. Ein Teil davon entsteht direkt gegenüber des Dorfes.

Einen Paten für jede Korkeiche. Das ist das Ziel. Foto: Flora Jädicke
Einen Paten für jede Korkeiche. Das ist das Ziel. Damit neuer Wald entsteht. Foto: Flora Jädicke

Korkeichen wachsen sehr langsam und sind auch ansonsten weniger ertragrich als vermeintlich wirtschaftlichere Baumsorten. Für diese Region aber sind sie genau wegen ihrer Eigenschaften hervorragend, glaubt Pedro.

30 Jahre alt vor bevor sie das erstmal geschält wird

Eine Korkeiche darf reifen. Sie wird 30 Jahre alt,  bevor sie zum ersten Mal geschält wird.  „Ein guter Kork, der braucht seine Zeit“, sagt Pedro. Danach wird in einem Rhythmus von neun Jahren,  nur ein Drittel der Rinde geerntet. So bleibt die Eiche stark.  „Allzu viele haben ihre Chance noch nicht genutzt“, sagt Pedro und scherzt: „Das Projekt wächst langsam – wie die Korkeichen.“  Portugals wild-romantische „Aldeias do Xisto“ (Schieferdörfer) sind noch immer ein Geheimtipp, trotz der Erfolge in den vergangenen Jahren. 

Im Schatten der Bäume genießen wir ein Picknick und die frische Kühle, die sie an heißen Sommertagen schenken. Warum nicht einmal einen Baum adoptieren? Behütet von ihren Kronen hofft Pedro, dass er nie wieder sein Haus mit einem Gartenschlauch verteidigen muss.

Die Korkeichen von Ferraria de São João liefern einen hochwertigen Rohstoff und schützen die Natur. Foto: Flora Jädicke
Die Korkeichen Ferraria de São João liefern einen hochwertigen Rohstoff und schützen die Natur. Foto: Flora Jädicke

Mehr zur Baum-Patenschaft unter:

www.aldeiasdoxisto.pt

Projekttafel für die Korkeichen-Patenschaft in Ferraria de São João. Foto: Flora Jädicke
Projekttafel für die Korkeichen-Patenschaft in Ferraria de São João. Foto: Flora Jädicke

Natürlicher Luxus – Wohnen bei Pedro: Vale do Ninho Nature Houses

www.vn-nature.com

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