Wir waren mit der Alpinschule Innsbruck auf einem der schönsten Trails Spaniens unterwegs in der Serra de Tramuntana. Mallorcas 1000der vor uns: Der Puig Major, der Massanella und der Galatzó. Auf nach Deià!
Statt Trekking wird es eine komfortable Wanderungen von Port de Sóller aus. Das Hotel Es Port sorgte mit Sauna und gutem Essen und noch besserem Wein für die nötige Entspannung am Abend.
Die erste Strecke führt uns direkt vom Hotel weg, entlang der kleinen Bucht Port de Sóller. Wenig später queren wir das Refugio de Muleta und gehen über den Höhenweg nach Deià. Der Wind faucht kräftig und lockt die ersten Surfer in die Bucht von Port de Sóller. Der Wind faucht kräftig und wir hoffen, dass nicht auch noch Regen dazu kommt. Nirgendwo auf Mallorca regnet es soviel wie in der Serra de Tramuntana.
Deiá liegt in einer uralten Kulturlandschaft
Dann werden die Wege mit ihren blank geschliffenen Steinen schnell zur Rutschpartie. Doch das Wetter bleibt uns gnädig die ganze Woche über. Sonne, Wolken und ideale Temperaturen zum Wandern. Nur der vierte Tag beschert uns eine Überraschung. Schnee auf dem Massanella. Trotzdem: Jetzt im Frühling ist die beste Zeit das Gebirgsmassiv an Mallorcas Westküste zu erkunden.
Wir zweigen links ab und steigen bergan. Gemächlich, stetig und umrahmt von einer uralten Kulturlandschaft.
Olivenbäume wachsen auf den Terrassen, die einst die Araber anlegten, Pinien, Zitronen- und Orangenbäume, Maulbeer- und Johannisbrotbäume Es waren die Araber oder doch die Phönizier, die das Land urbar machten. Darüber streiten sich die Gelehrten. Laut ASI-Wanderführer Hendrik Uhlemann waren es die Araber. Sie brachten Know-how für Landwirtschaft und Bewässerungssystem in schwierigem Gelände mit. Hinterlassen haben sie eine eigenwillige Kulturlandschaft, die noch heute die Insel prägen.
Hendrik kam vor Jahren auf die Insel. Wollte Spanisch lernen, verliebte sich und blieb. Wir folgen ihm in den nächsten Tag auf jedem Schritt. Wer unbedingt will, für den hat er auch Höhenmeter und Bergsteiger-Latein bereit. Am liebsten aber erzählt er von den Mallorquinern, ihren Festen und Bräuchen, von der guten Küche und den Helden der Insel, wie dem Habsburger Erzherzog Ludwig Salvator. Bei milden Frühlingstemperaturen gehen wir entspannt auf einem alten Verbindungswerg oberhalb der Küste. Immer den Puig Major im Blick, Mallorcas höchsten Berg und den L’Ofre. Das ist erst der Anfang. Die Wolken über uns wechseln im Zeitraffer das Bühnenbild und das tintenblauen Mittelmeer tief unter uns zwinkert uns aus unzähligen Buchten zu.
Tuschkasten aus Blau, Grün und Ocker
In diesem Tuschkasten aus Blau und Grün, Grau und Ocker blökt und meckert es ganz unverfroren. Wilde Schafe und Ziegen springen durch die Steinwälder der Hänge. Sie sind eine Plage, klärt uns Hendrik auf. Das Schönste an diesem Paradies ist: Es scheint niemandem zu gehören. Kaum ein Wanderer ist in diesen frühen Frühlingstagen unterwegs. Nur die Landschaft und der Moment scheinen diese Naturidylle zu bestimmen. Das täuscht. Die Serra de Tramuntana, die sich vom Norden bis zum Süden über die gesamte Westküste erstreckt ist zu 90 Prozent in Privatbesitz. Die alten Handels- und Versorgungswege gehören den Fincabesitzern. Sie sind eine stolze Zunft und nicht jeder hat diese offiziellen Wanderwege als touristischen Segen verstanden.
GR 221 und UNESCO Weltnaturerbe
Wir durchqueren Tore. Die einen müssen offen bleiben, andere geschlossen. Der GR 221 ist fast durchgängig begehbar. Nur an einer einzigen Stelle ist der bekannteste Wanderweg Mallorcas gesperrt. Darüber entscheiden jetzt die Gerichte. Niemand hat die Fincabesitzer gefragt, ob sie einverstanden sind mit der Bewerbung zum UNESCO Weltnaturerbe, erklärt Hendrik.
Vom prestigeträchtigen Titel profitieren vor allem die Touristiker und Hotels“ , sagt Hendrik. Dorthin fließt das Geld. Die Fincabesitzer gehen leer aus. In den meisten Fällen hat ihnen das UNESCO-Weltnaturerbe sogar noch strengere Auflagen beschert, für die Nutzung oder bei Umbauten. „Die Wanderführer Mallorcas haben einen guten Draht zu den Herren der alten und prächtigen Gutshöfe“, sagt Hendrik. „Ein freundliches „Bondia“aber, das tut jedem gut“, ermahnt er uns.
Wir queren die MA-10 und wandern weiter über die Treppenterrassen bis zu einer Finca. Nirgendwo schmeckt der Orangensaft so frisch, so süß und so mild wie in der Finca Son Mico. Es gibt hervorragenden Kuchen und einen Ausblick zum Träumen. Bis Deià sind es noch 20 Minuten. Zwischen den knorrigen alten Olivenbäumen, von denen einige Hunderte Jahre alt sind, kommen sie uns vor wie ein Wimpernschlag.
Das kleine blitz-blanke Nest in den Bergen schmiegt sich idyllisch in den Hang. Seine ockerfarbenen Häuser leuchten in der Sonne . Deià ist ein Paradies für Künstler. Manchmal auch das derjenigen, die gerne welche wären. Bis heute hat der Ort sich seinen unbekümmerten Charme erhalten. Hat sich nicht verführen lassen vom schnellen Geld des Massentourismus. Dabei hätte es durchaus anders kommen können. Der englische Schriftsteller Robert Graves hatte hier gelebt und das beschauliche Bergdorf in Großbritannien bekannt gemacht. Wir nutzen die romantische Lage und essen im Restaurant Sa Vinya im Zentrum Deià. Für den „Secret Garden“ ist es noch etwas kühl. Aber drinnen warten herrliche mallorquinische Küche und hervorragende regionale Weine auf uns.
Die Finca Son Mico ist seit Langem in Familienbesitz. Inzwischen haben die Schwestern Isabelle und Ines Coll drei Apartments mit Antiquitäten und ein Café eingerichtet. (Ctra de Deia, Sóller, Tel. 971 63 82 24, son.mico@hotmail.com).
Diese Reise wurde unterstützt von der Alpinschule Innsbruck, TUIfly und dem Hotel Es Port.
www.asi.at; www.tuifly.com; www.hotelesport.com