Casa das Penhas Douradas – Berghotel

Portugal hat viele schöne Hotels. Aber in den Bergen der Serra da Estrela versteckt sich eine ganz besondere Herberge. Ich habe mir die Casa das Penhas Douradas angesehen und wollte nicht mehr weg.

So ging es wohl auch den beiden Betreibern des kuscheligen Berghotels, Isabel Costa  und Joao Costa Tomás. Als sie das ehemalige Sanatorium für Tuberkulosekranke 2006 bei einer Wanderung  auf einem Plateau der Serra da Estrala oberhalb des Dörfchens Manteigas entdeckten, war es um die beiden erfolgsverwöhnten Geschäftsleute geschehen.

Vom Ferienhaus zum Boutique-Hotel

Sie verließ eines der größten Unternehmen Portugals und er seine Kanzlei. Ursprünglich wollten sie das alte Sanatorium in ein Ferienhaus umbauen, für sich und ihre Freunde. Heute ist die Casa das Penhas Douradas ein Designhotel mit viel Charme und familiärer Atmosphäre.

Es ist ganz gleich, ob man im Winter oder im Sommer kommt. Schon wenn man über scheinbar endlose Kehren die schmale Serpentinenstraße von Manteigas hinauf fährt, hat man das Gefühl nach Hause zu kommen.

Casa das Penhas Douradas bei Nacht
Casa das Penhas Douradas bei Nacht Foto: Flora Jädicke

Hier oben auf 1500 Metern in der Serra da Estrela, Portugals höchstem Gebirgsmassiv erwartet mich die Casa das Penhas Douradas mit  heimeligen Licht, das aus kubusartigen Gebäuden heraustrahlt in den nachtschwarzen Himmel hinein. Wie eine Festung der Ruhe  und Entspannung wirkt das Berghotel. Ein Ort, der einen den Alltag vergessen und das Leben neu finden lässt.

„Diese Berge haben die Menschen schon immer zusammen gebracht“, sagt Wanderführer Manuel Franco, der mich in den nächsten Tagen auf den Wollwegen begleiten wird. Erst  kamen die Schäfer aus allen Teilen des Landes. Sogar von Spanien kamen sie herüber, in der großen Transhumanz und brachten ihre Tiere zu den Wollfabriken, die sich in den Dörfern und Städten der Serra da Estrala angesiedelt hatten. Die Berge sind dünn besiedelt. Hier und da ein paar kleine Städte, Dörfer wie Manteigas, Höfe und Hütten. Dazwischen erstrecken sich die Gletschertäler, Felder und Weiden für Schafe und Ziegen. An den Hängen wird Wein angebaut.

Der gesündeste Ort Portugals

Später kamen Lungenkranke, reiche Lissabonner und vermögende Familien aus Porto. Sie schätzten das heilende Klima der Penhas Douradas und bauten im 19. Jahrhundert an deren Flanken ihre Sommerhäuser. Schon 1880 bewiesen Ärzte: Die Penhas Douradas sind der gesündeste Ort Portugals. 130 Jahre später knüpft die Casa das Penhas Douradas Hotel und Spa an die Tradition des ehemaligen Kurortes an.

Bis heute ist das portugiesische Hinterland ein Geheimtipp. Und noch immer bringen diese Berge die Menschen aus dem ganzen Land zusammen. Lissabon ist gerade mal dreieinhalb Autostunden entfernt. Bis nach Porto sind es zweieinhalb Stunden und in die Universitätsstadt Coimbra fährt man eineinhalb Stunden. Die nächste Stadt ist Guarda. Die Ruhe, die Weite des Landes und das milde Klima ziehen die Städter an. „Im Sommer ist es hier immer zehn Grad kühler, als im übrigen Portugal“, sagt Catarina Silva.

Lounge mit Kamin im Hotel
Gemütliche Lounge mit Kamin im nordischen Design. Foto: Flora Jädicke

Catarina erzählt gerne wie das Leben zurück kam in die kleinen Dörfer, rund um Manteigas. „Das hat etwas mit dem Hotel zu tun und mit Isabel und Joao“, sagt sie.  2010 haben sie zusätzlich zum Hotel  die kleine Wollfabrik Burel Penhas Douradas Factory in Manteigas wieder eröffnet und viele der ehemaligen Mitarbeiter eingestellt.

Catarina hat Hotelfach und Tourismus in Estoril studiert. Nach Jahren in der Ferne kehrte sie in ihr Heimatdorf zurück. Neben dem Management im Hotel, begleitet sie Gäste durch die goldenen Felsen, die Penhas Douradas, die dem kuscheligen Boutique-Hotel ihren Namen gaben.

Zuhause in der Casa das Penhas Douradas

Für mich heißt es aber erst einmal ankommen und einen Gang zurückschalten. Eine junge Frau serviert mir exzellenten Minztee und Mürbegebäck. Aufmerksam aber zurückhaltend. Ich kuschel mich unter die schweren Wolldecken auf meinem Bett und schaue durch die  bodentiefen Fenster weit über die Serra da Estrela. Was für ein Empfang.

Die Casa das Penhas Douradas ist ein Refugium für Individualisten und Designverliebte, die es dennoch gerne gemütlich haben. Historische Ski- und Skischuhe geben Foyer und Restaurant einen Hauch von Hüttencharakter.

In der Lounge und im Restaurant knistert Feuer im Kamin. Sessel und Sofas sind mit warmen und bunten Filzstoffen bezogen. Hier findet man auch Originalwerke des skandinavischen Designers Hans J. Wegner. Überall liegen Woll-Decken, die in der kleinen Wollfabrik Burel gewebt werden.

Zehn solcher Wollfabriken gab es einmal. „Burel das ist der wetterfeste, gewalkte Wollstoff der Hirten“, erkläft mir Catarina. Unter den  Umhängen aus Burelstoff trotzten sie Wind und Wetter. Dank Isabel und Joao wird der wasser – und winddichte Stoff heute wieder gefertigt und von  jungen portugiesischen Designern neu interpretiert. Aus dem widerstandsfähigen Material wurde auch vieles für das Interieur im Hotel gefertigt. Man kann Taschen, Rucksäcke, Decken oder Vasendekore direkt im Hotel kaufen. Sogar die Wände Lissabonner Unternehmen und Büros ziert der Wollstoff, der hervorragend dämmt.

Nordisches Design und diskrete Eleganz

Das Design folgt dem Konzept des Architekten Pedro Brigida. Die Wände in der Casa das Penhas Douradas sind mit hellem Birkenholz aus der Region vertäfelt. An ihnen hat Brigida das Nützliche in Skulpturales verwandelt. Die Handtuchhalter im Bad wirken wie gewaltiges Blattwerk. Die üppige Natur der Serra da Estrela hat im Hotel einen Logenplatz bekommen.  Ganz im Stil der 50er- und 60er-Jahre und mit nordisch-diskreter Eleganz. Durch bodentiefe Fenster fällt viel Licht in die Zimmer.

Ich sehe den windzerzausten Birken zu, wie sie sich unter den heftigen Bohen beugen und wieder aufrichten. Unter meiner schweren Bureldecke bleibt das stürmische Bild draußen fast ein surreales Schauspiel. Flechten und Wurzeln, Sträucher kämpfen mit der Naturgewalt. Die bunten Retro-Glasleuchten geben ein warmes Licht. Nirgendwo würde ich jetzt lieber herumlümmeln. Ich krame in der Reisetasche nach einem Buch und fühle mich wie zuhause.

Am nächsten Morgen wache ich früh auf. Die Luft ist frisch und perlt wie ein guter Prosecco. Der Blick von der Terrasse aus geht weit nach Osten bis an die Grenzen Spaniens.

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Von der Terrasse aus blickt man über die Serra das Estrala bis zur spanischen Grenze im Osten. (hier im April bei fast sommerlichen Temperaturen) Foto: Flora Jädicke

Aber diese Berge können auch anders. Portugals einziges Skigebiet liegt nur wenige Kilometer entfernt auf den Höhen der Serra da Estrela, die bis auf 2000 Meter gehen. Der Schnee liegt hier manchmal Meter hoch. Im Winter kommen in diesen Bergen die Einheimischen zusammen, fahren Ski, gehen Schneeschuhwandern oder gleiten auf den Plateaus unterhalb der Gipfel auf Langlaufskiern durch das höchste Gebirge des portugiesischen Festlands.

Im Frühjahr und im Herbst schnüren sie die Wanderschuhe und entdecken die Berge auf den gut 250 Kilometer ausgewiesenen Wanderwegen. Aber Vorsicht, die Nebel in der Serra da Estrela haben es in sich. Jetzt aber scheint  ein großer Weltenmaler seinen Tuschkasten über der Serra da Estrela ausgegossen zu haben.

Traumlandschaft
Die Serra da Estrela blüht im Frühjahr und im Herbst in schllernden Farben. Foto: Flora Jädicke

Überall blühen gelber Ginster, violette Erika und Kräuter aller Art. Sie sind das Futter für mehr als 100 000 Schafe in den Penhas Douradas. Aus ihrer Milch wird der Queijo da Serra gemacht. Ein weicher und würziger Bergkäse, den ich beim Frühstück direkt aus dem Laib löffel. „So schmeckt er am besten“,  hatte mir Maria Amelia Dias geraten. Sie ist eine ehemalige Burelarbeiterin. Mit 14 Jahren hatte sie in der Fabrik angefangen. Bis in die 90er Jahre hat sie dort mit den anderen Frauen aus dem Dorf Wollstoffe gewebt. Nach dem Wiederaufbau wäre sie  gerne an den Webstuhl zurück gekehrt. Aber die Arbeit ist schwer. „Hier im Hotel ist es jetzt für mich besser“, sagt sie und das sie froh ist, dass die Wolle nach Manteigas zurückkam.

Das Hotel ist gut für die Region

Junge internationale Designer entwerfen Burel-Kollektionen, die inzwischen bis nach Japan verkauft werden. Die Menschen in Manteigas haben die beiden Lissabonner Betreiber der Casa das Penhas Douradas schätzen gelernt und das Hotel dazu. „Diese abgelegene Region hier in Bergen lebt wieder“, sagt Maria Amelia und kümmert sich anschließend um das Frühstück.

Am  Morgen treffe ich Catarina. Zwischen köstlicher Tomatenmarmelade, herzhaften Queijo da Serra und frischen Obstsäften besprechen wir eine kleine Tour rund um das Berghotel. Es geht durch eine dramatische Landschaft mit gewaltigen Findlingen, die Gletscher auf ihrem Weg hier hinterlassen haben. Wie bizarre Kobolde hocken sie zwischen Birken und Kiefern. Sie glitzern grau und weiß und an einigen Stellen schimmert Rosenquarz hervor.

Findlinge, die Gletscher zurückließen. Foto: Flora Jädicke
Findlinge, die Gletscher zurück ließen. Foto: Flora Jädicke

Der Rundgang mit Catarina ist leicht und vergnüglich. Hin und wieder nimmt der Nebel uns die Sicht. Zeit für ein Picknick unter einer der großen Birken. Irgendein guter Geist des Hotels hat schon am frühen Morgen liebevoll Lunchpakete geschnürt, die alle mit Burel Schnipseln verziert sind. Köstliche Bioprodukte aus der Region.

Zwischen unserer kleinen Wanderung und Abendessen bleibt Zeit für ein wohlig warmes  Saunabad und einige Schwimmzüge im Pool.

Anschließen serviert Jorge Guedes im Hotelrestaurant vielseitige lokale Küche, raffiniert interpretiert. „Alles in Ordnung?“, fragt er in seiner stillen, unaufgeregten Art. „Alles in Ordnung? Es ist fantastisch.“ Ein ganzes Universum an Aromen aus der Serra das Estrela vereint er auf dem Teller. So einfach, so schön und großartig wie diese Berglandschaft selber.

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Jorge Guedes setzt als Küchenchef des Boutique-Hotels die Anregungen von Luís Baenaist um – regional und raffiniert. Ein echter Genuss. Foto Hotel (Quelle: Internet)

Wer die Casa das Penhas Douradas in der Serra da Estrela besucht, der möchte ungern wieder gehen. Zumindest aber wird er immer wieder kommen wollen. „Diese Berge bringen die Menschen zusammen.“ Das ist eine schöne Tradition, der das charmante Berghotel eine neue Bühne gegeben hat.

Copywright Titelbild: Flora Jädicke

Die Reise wurde unterstützt von Centro de Portugal. www.centerofportugal.com

Anreise Tipp: Mit TAP Portugal nach Lissabon. Von dort mit dem Chutle-Service von Madomis Tours zur Casa das Penhas Douradas. Die Agentur bietet auch exklusive und maßgeschneiderte Stadtbesichtigungen und Events an.

Madomis Tours,  info(at)madomistours.pt
(351) 914.216.777 – RNAAT: 90/2013
Authentic Tours – Heritage, Culture, Gourmet and Religious
 

Hotel: Casa das Penhas Douradas Design Hotel & Spa
Penhas Douradas, Apartado 9
6 260 – 200 Manteigas
Ph.: +351 275 981 045
Fax: +351 275 981 046
E-mail: mail@casadaspenhasdouradas.pt
www.casadaspenhasdouradas.pt

Schoppen: Burel Factory,  Isabel Dias da Costa
Trend Burel Lda, Amieiros Verdes, Manteigas
Phone: + 351 93 340 50 53
E-mail: isabel.costa@burelfactory.com
www.burelfactory.com

Burel Produkte: In Deutschland bekommt man einige Decken bei  Paz d’Alma oder in Lissabon im Burel-Laden in der Rua Serpa Pinto, 15 B (Chiado-Viertel).

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