Die Kitzbüheler Alpen locken mit tollen Aussichten und einem neuen Weitwanderweg. Genuss und Gepäcktransport sind auf der Sechs-Tages-Tour inklusive.
Wie eine wendige Gämse kommt Sepp Kahn heruntergehüpft. So leichtfüßig, so anders wie die Wanderer, die sich den zweiten Streckenabschnitt des neuen Kitzbüheler Alpen Trails – kurz KAT-Walk –über den Lodron-Gipfel wahrlich erkämpft haben. Ein Spaziergang ist der KAT-Walk ganz sicher nicht, auch wenn der 62-jährige Bergbauer mit dem wild-wucherndem Bart ein anderes Bild abgibt. Sepp Kahn ist nicht nur ein geschmeidiger Berggänger. Er ist auch ein über die Grenzen Tirols hinaus bekannter Mundartdichter und Krimiautor.
Wer beim Sepp auf der Alm angekommen ist, der hat schon einige Höhenmeter durch die saftigen Grasberge der Kitzbüheler Alpen in den Knochen. Sechs Etappen umfasst der Trail, insgesamt sind 104 Kilometer und rund 6000 Höhenmeter zu bewältigen. Von Hopfgarten über die Kelchsau, das Windau- und Spertental nach Kitzbühel, weiter über St. Johann in Tirol bis nach Fieberbrunn im Pillerseetal.
Der KAT-Walk ist die Tour für alle, die auf einer alpinen Weitwanderung die Herausforderung suchen und dabei auf Komfort nicht verzichten wollen. Alle sechs Strecken führen von Tal zu Tal. Und das Gepäck ist schon vor dem Wanderer am Etappenziel. Statt Bettenlager und Spaghetti Bolognese gibt es gemütliche Zimmer und moderne Tiroler Küche.
Naturnahe Steige, saftige Wiesen
Die Bergluft ist so klar, dass man glaubt, es gebe sie nicht und die milde Herbstsonne hat den Morgen erobert. Die erste Etappe führt uns von Hopfgarten nach Kelchsau zum Fuchswirt. Das ehemalige Jagdhaus der Ministerialherrschaft Itter stand von 902 bis 1380 den Bischöfen von Regensburg zu, ist auf einer Tafel zu lesen. Am nächsten Morgen wartet der Lodron.
1200 Höhenmeter sind es hinauf zum imposanten Gipfelkreuz, anschließend geht es 1100 Höhenmeter hinunter ins Windautal auf der Westendorfer Seite. Der Weg führt nur selten über Forstwege. Stattdessen schlängelt er sich über weite Almen. Zwischen Wiesen und Fels gurgeln Bäche. Hier in den Zentralalpen fließt das Wasser an der Oberfläche ab und macht die Almen saftig. Unter den Sohlen schmatzt der Boden. Später geht man über Granit, Gneis und Schiefer und durch dichten Wald bergan.
Am Ende der Forststraße beginnt das Abenteuer. „Wir haben bewusst naturnahe Steige gewählt“, sagt KAT-Walk-Erfinder Georg Pawlata. Gemeinsam mit den Tourismusverbänden hat der Geologe den Kitzbüheler Alpen Trail entwickelt. Was der Bergwanderführer mit dem Hansi-Hinterseher-Lächeln meint, wenn er von naturnahen Steigen spricht, wird schnell klar. Der Anstieg durch den Wald ist wild. Hier sieht es aus, als hätte der liebe Gott Mikado gespielt. Kreuz und quer liegen tote Baumstämme und der Untergrund ist nicht mehr als dichtes Astgeflecht. Ohne die rot-weißen Markierungen an Stock und Stein käme man kaum auf den Gedanken, hier auf einem Weg zu sein. „Den Bauern interessiert doch der Wanderweg nicht“, erklärt Pawlata. Doch alle haben den wilden Waldsteig gleich ins Herz geschlossen.
Ganz großes Bergkino
Das Kontrastprogramm folgt auf dem Fuße. Der Weg zum Almliteraten Sepp Kahn führt über einen weiteren Steig durch einen Kahlschlag zur Vorder- und Hinterölbankalm und weiter zur Lodronalm auf 1700 Metern. Kurz vor dem Anstieg auf das Lodronjoch auf 1914 Metern heißt es noch einmal Augen auf. Die Wegmarkierungen auf Steinen und Holzpflöcken sind leicht zu übersehen. Der Steig zum Gipfel brennt noch einmal in der Lunge – aber dann. Was für eine Aussicht!
Am Gipfelkreuz wartet das wohl schönste Bergpanorama Tirols. Hier sind sie alle versammelt. Die Guffertspitze, das Rofan-Gebirge, Wilder Kaiser und Zillertaler Alpen, Hohen Tauern, Karwendel, Watzmann und Wendelstein. Sogar der Großglockner spitzt in der Ferne aus dem Gipfelmeer heraus. Das ist ganz großes Bergkino!
Es ist ein Glück, den Sepp so kurz nach dem Bergsommer hier oben anzutreffen. Auf der „Unteren Lärchenbergalm“ verbringt der Senner den Sommer. Am Tage produziert er Tilsiter-Käse, an den stillen Almabenden schreibt er süffisante Geschichten über seine Heimat und das Leben am Berg. Die KAT-Walk-Wanderer nutzen die sonnige Bank vor der windschiefen Alm gerne für eine Rast. Entspannt lauschen sie hier dem monotonen Plätschern des Brunnens, das nur ab und an von dem zufriedenen „Muh“ einer Kuh unterbrochen wird.
Mit frischer Energie geht es hinunter zum Etappenziel, dem Hotel Steinberghaus im Windautal. Der kulinarische Genuss ist hier garantiert. Der Chef des Hauses, Michael Grafl, hat sich als Mitglied der Brixentaler Köche-Riege „KochArt“ den mitunter schon vergessenen Gerichten der Region verschrieben und erweckt diese in raffinierten Kreationen zu neuem Leben. Beim Windauer Wildkräutersalat mit Frischkäse und Unkrautpesto, einer Bergheusuppe und dem Beuschel vom Almschwein wird der Wanderer-Akku genussvoll aufgeladen. Da kann die nächste Etappe hinüber nach Aschau getrost kommen. Und mit etwas Glück, liest der Sepp auch noch aus seinen Geschichten. „Jetzt wird’s hoart“, sagt er und legt los.
Die Reise wurde unterstützt vom Tourismusverband Kitbüheler Alpen: www.kitzbueheler-alpen.com
Weitere Infos im Internet unter www.kat-walk.at