Sanfte Buckel, Burgen und bizarre Felsen

In der lieblichen Hügellandschaft rund um Bad Urach gibt es nicht nur sanfte Buckel und Burgen. Dort verbirgt sich auch des „Teufels Hirnschale“. Ein Streifzug am Nordrand des Albtraufs.

Foto: Regina Schultze
Foto: Regina Schultze

Man möchte immer so weitergehen. Hineinschauen in die Weite dieser lieblichen Landschaft. Wo der Blick haften bleibt an satten Streuobstwiesen, an Burgruinen und Märchenschlössern. Wie gewaltige Vogelnester hocken sie auf den Kuppen der Alb. Oder an den bizarren Felsflecken, die blank aus dichten Waldhängen hervorblitzen. Unten kauern beschauliche Fachwerkorte in den Talmulden. Der Tag legt sich sanft ins Land und in Gedanken steigen Verse von Eduard Mörike auf.

Schwäbische Landpartie auf der Alb

„Gelassen stieg die Nacht ans Land, Lehnt träumend an der Berge Wand, Ihr Auge sieht die goldne Waage nun Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn; Und kecker rauschen die Quellen hervor, Sie singen der Mutter, der Nacht, ins Ohr Vom Tage, Vom heute gewesenen Tage.“ Nirgends scheint Deutschland romantischer, als hier oben auf der Burg Hohenneuffen, wo Gerda Sautter, Geschäftsführerin der „Schwäbischen Landpartie“, Mörikes Verse rezitiert.

Nirgends scheint das Idyll lieblicher, als auf der Schwäbischen Alb. Man möchte immer so weitergehen über die uralten Albsteige der Kelten und Römer. Des „Teufels Hirnschale“ Seit Jahrhunderten aber wissen Bauern und Schäfer auch weniger idyllische Geschichten zu erzählen. Unterm Acker lauert des „Teufels Hirnschale“, heißt es. Karstfels, so hart, dass Jahrtausende Erosion ihm nichts anhaben konnte. „Auf der Alb, da wachsen Steine“, pflegten die Bauern zu sagen. Härter als der Kalktuffstein, den Regenwasser dem Jurakalkstein abgerungen hat und der in der gesamten Region von jeher als Baumaterial verwendet wird. Den Wanderer freut der harte Stein. Entlang des Weges bilden die Kalkfelsen aussichtsreiche Kanzeln, die einen herrlichen Blick bieten über die gesamte Alb und das Voralbland.

Die Schwäbische Alb – nährende Berge

Die Kelten bezeichneten das weitläufige Mittelgebirge trotz der harten Bedingungen als „Alb“, als nährende Berge. In dieser uralten Kulturlandschaft gedeihen bis heute Wein, alte Obst- und Getreidesorten wie die Alb-Leisa (eine alte Linsensorte). Hier weiden Büffel, Schafe und Pferde. Hier futtert sich die Albschnecke durch den Schneckengarten.

DSC_0009Hier brennt das Ländle seine Obstbrände und Schwäbischen Whisky in Own nahe der Burg Teck. Und hier streift der Wanderer durch Ahorn- und Buchenwälder, Wachholderweiden und Streuobstwiesen, durch steile Schluchten (Tobel) und liebliche Hänge mit blühenden Wiesen.

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Über 850 Quadratkilometer erstreckt sich das Biosphärengebiet. Es ist das einzige in Baden-Württemberg und es bröckelt. Die Alb ist ausgehöhlt wie ein Schweizer Käse. Über Jahrtausende hat das versickernde Wasser unterirdische Höhlen geschaffen, Doline und Hülen (Tümpel). Zu Schlössern und Burgen Zur Burgruine Hohenneuffen, auf 743 Meter über dem Meer, kommt der Wanderer über den Gustav-Strömfeld-Weg. Entspannt geht er von den Metzinger Weinbergen auf dem Bergrücken zwischen Ermstal und Neuffener Tal am Albtrauf entlang zum Hohenneuffen.

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Schon als junger Mann hatte der Naturfreund Strömfeld, Anfang des Die Alb ist ausgehöhlt wie ein Schweizer Käse: Der vergangenen Jahrhunderts, das Wanderwegenetz für den Schwäbischen Albverein entwickelt. Der nach ihm benannte Weg verläuft teilweise parallel auf dem 100 Jahre alten Nordrandweg HW1 (Hauptwanderweg 1) am Albtrauf entlang. Heute heißt der HW1 „Albsteig“ und führt von Tuttlingen nach Donauwörth, 320  Kilometer quer durch das Biosphärengebiet Schwäbische Alb und auf 30 Kilometer auch durch Bayern. Der Albsteig gehört zu den „Top Trails of Germany“. Sportliche bewältigen ihn in 15 Etappen.

Tropfsteinhöhlen und Wasserfälle

Genusswanderer gönnen sich 20 bis 25 Touren. Die Etappe 10 zum Beispiel von Stahleck nach Genkingen. Gut geeignet für Familien, führt sie vorbei an Schloss Lichtenstein und zur Nebelhöhle, Baden-Württembergs längster Tropfsteinhöhle. Von der Ritterburg Lichtenstein – sie entstand nach einer Romanvorlage von Wilhelm Hauff – blickt man weit ins Land über Honau und Unterhausen, nach Holzelfingen und auf die Felsen des Traifelberges. Sportlicher geht es von Bad Urach am Fuße der Alb über die „Grafensteige“ ins Karstgebirge.

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Der „Wasserfallsteig“ windet sich über unzählige Kehren, Wurzelstöcke, Felsknubbel und Treppen durch dichten Buchenwald zu einem besonders schönen Naturschauspiel. 37 Meter tief stürzt der Bad Uracher Wasserfall über zahlreiche Kalktuff-Terrassen in die Tiefe. Nur wenige Meter links den Weg hinauf erwartet den Wanderer eine genüssliche Rast in der Wasserfall Hütte.

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Wandern auch ohne Karte Von der Hochwiese Wasserfall geht es steil den Ameisenbühl hinauf. Entlang der Kalkabbrüche über die Rutschenfelsen gelangt man schließlich auf einem Wirtschaftsweg wieder nach Bad Urach. Auf Expedition geht man rund um den Tobelkapf. Der Echaztobel ist einer der steilsten der Schwäbischen Alb. Hier wachsen nicht nur Blaugras, Frühlingsplatterbse oder der Stinkende Nieswurz. Hier blühten einst auch Sagen und Legenden. Launig beschrieben ist die Landschaft in zehn neuen Broschüren. Mit den Büchlein wandert man und kommt auch ohne Karte an. Dafür verraten die „Geschichten fürs Bänkle“ und jede Menge interessante Informationen, wie diese uralte Kulturlandschaft entstand. „Die Deutschen mögen es gerne wissenschaftlich doziert“, sagt Achim Nagel, Leiter der Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

DSC_0019„Wir wollten aber, dass der Weg durch das Biosphärengebiet Spaß macht. Nach dem Vorbild amerikanischer Naturparks haben wir deshalb das Emotionale beim Wandern herausgestellt.“ Man möchte immer so weitergehen und an Mörike denken.

Die Reise wurde unterstützt vom Tourismusverband Baden Württemberg und dem Tourismusverband Schwäbische Alb www.tourismus-bw.de und  www.schwäbischealb.de

Außerdem: www.wanderbares-deutschland.de www.biosphärengebiet-alb.de
www.schwäbischer-albverein.de
www.schwäbische-landpartie.de

Anreise: Mit dem Auto auf der A8 bis zur Ausfahrt Merklingen, dann über die B 28 nach Bad Urach. Mit der Bahn nach Stuttgart oder Plochingen. Von hier mit der Linie Stuttgart-Reutlingen-Tübingen
nach Metzigen und Bad Urach.
Der Albsteig wurde 2009 vomDeutschen Wanderverband mit dem Wandersiegel „Qualitätswanderweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet.
Die Bad Uracher „Grafensteige“ sind zertifiziert als  Premiumwanderwege.
Hotel-Tipp: Biosphärenhotel Graf Eberhard, Teilnehmer „Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“. www.hotel-graf-eberhard.de
Gastronomie-Tipp: Forellenhof Rössle; info@forellenhof-roessle.de
Biosphärengastgeber: Ein Verbund von Hoteliers und Gastronomen in und um das Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Infos im Internet unter www.biosphärengastgeber.de.
Literatur und Karten: Wanderkarte-Leporello Albsteig (HW1), Verlag Publicpress, wetterfest

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