Malerische Berggipfel, kristallklare Seen, saftige Wiesen, Haubenküche und geschichtsträchtige Orte. Genießer kommen ins Salzkammergut – mit dem Rad.
Kaiser Franz Joseph tat es. Sisi tat es und Burgschauspieler Klaus-Maria Brandauer tat es auch. Wer genießen will, der kommt ins Salzkammergut – zwischen Salzburger Land, Oberösterreich und Steiermark. Am besten kommt er auf dem Rad. Weil man diese Landschaft riechen will, sehen, fühlen und hören.
Man möchte den Duft saftiger Wiesen schnuppern, sich den Wind der Freiheit um die Nase wehen lassen oder dem Wellenkonzert kristallklarer Seen lauschen. Wenn am Ende des Tages die Sonne in der Kulisse der nördlichen Kalkalpen versinkt, dann sorgen kreative Köche auch kulinarisch für Höhepunkte. Eine Tour über den Salzkammergut-Radweg ist ein Genuss für Waden, Augen, Ohren und Magen. Drei Tage lang haben wir uns in den Sattel geschwungen und genussvoll in die Pedale getreten. Mal mit und mal ohne elektrische Unterstützung. Von Salzburg an den Wolfgangsee, nach Bad Ischl und bis an den Altausseer See. An Fluss- und Seeufern entlang und durch Orte, in denen Bischöfe und Fürsten Geschichte schrieben.
Verspieltes Salzburg
228 Kilometer lang ist der Salzkammergut-Radweg und an einigen Stellen freuen sich Genussradler über ein E-Bike – zum Beispiel bei der Stadttour oder auf dem steil ansteigenden, holprigen Forstweg zur Blaa-Alm. Wie viel Muskelkraft der Fahrer einsetzt, hängt ganz von seinen Vorlieben ab. Wie im Flug radelt man im Modus „high“ auf jede Höhe. Wer es sportlich liebt, wählt die niedrigste Stufe oder schaltet ganz aus.
Dabei beginnt unsere Tour leger mit einer Stippvisite im romantischen Umland von Salzburg. Entlang der Salzach führt Guide Helmut Ebergassner nach Schloss Hellbrunn. Schon Fürst-Erzbischof Markus Sittikus verstand es, seine Gäste zu unterhalten. Geheimnisvolle Grotten, wasserbetriebene Figurenspiele und tückische Spritzbrunnen versetzen Besucher bis heute in Entzücken. Nur wenige Radminuten entfernt, sozusagen am Radwegesrand, schimmert zwischen den Blättern der Allee der Leopoldskroner Weiher hervor mit Schloss Leopoldskron im Hintergrund.
Manikürte Kulturlandschaft
Heute beherbergt das Schloss ein Hotel. Einst verhalf der Gründer der Salzburger Festspiele, Max Reinhardt, dem Rokoko-Juwel zu neuem Glanz und machte es zum Treffpunkt der internationalen Kunst- und Kulturszene. Salzburg ohne Musik ist undenkbar. Und so endet der erste Tourentag mit einem leichten Kammerkonzert im prächtigen Saal der Festung. Beschwingt sinken wir in die Betten des Kasererbräus, das mit seinem Charme aus vergangenen Tagen mitten in der Altstadt liegt. Nach einem guten Frühstück starten wir von Eugendorf.
Radumdrehung für Radumdrehung tragen uns die Haubenküche im Joseph’s verwöhnt kulinarisch Anspruchsvolle. E-Tourenräder bringen uns fast ohne Anstrengung nach St. Gilgen am Wolfgangsee. Immer entlang der Fuschler Ache, der Landesgrenze zwischen Salzburg und Oberösterreich. Fortan heißt der Weg „R2 Salzkammergutweg“. Ab Scharfling sind wir wieder im Salzburger Land und die Wegweiser an der Strecke übernehmen erneut das Kommando.
Weltnaturerbe Salzkammergut
Hinter einem Wald wartet der Mondsee mit seinem gleichnamigen tiefgrünen Kratersee. 70 große und kleine Seen Schimmern im Salzkammergut von smaragdgrün über tiefblau bis schwarz wie der Altausseer See. Eingebettet zwischen Dachstein, Totem Gebirge und Höllengebirge, liegen sie wie Edelsteine in einer Kulturlandschaft, die lieblicher und manikürter kaum sein könnte. 1997 hat die Unesco das Salzkammergut zum Weltnaturerbe ernannt. Das Surren der Radketten schweigt in Mondsee für ein kurzes Sightseeing in der Hochzeits-Basilika zum Heiligen Michael. Auf den Spuren des Heiligen Wolfgang folgen wir wenig später ein Stück dem Pilgerradweg Regensburg–St. Wolfgang nach St. Gilgen.
Ob der Heilige Wolfgang tatsächlich hier war? Ganz sicher ist Hans Wieser vom Tourismusverband St. Wolfgang nicht. Eine einzige Urkunde scheint den Aufenthalt zu bestätigen. „Aber wer weiß“, sagt Wieser und freut sich über „das einträchtige Marketing“. Nicht nur der Heilige füllte gestern wie heute die Kassen der Stadt. Schon die Kelten und Illyrer bauten hier „weißes Gold“ ab. Jahrhunderte lang sorgte das Salz für Wohlstand in der gesamten Region.
Knapp 80 Kilometer liegen seit Salzburg hinter uns, in tausend Grün- und Blautönen der Wolfgangsee zu Füßen des Hotels Seevilla vor uns. In dem schlafen wir wie die Kaiser. Im „Joseph’s“ nebenan hat Haubenkoch Bernhard Reiter sein Refugium. Dort interpretiert er lokale Küche mit Haute-Cuisine-Finesse. Ein eleganter gelber Muskateller und der warme Schein der untergehenden Sonne lassen jeden geradelten Kilometer wie einen Abendspaziergang erscheinen.
Blühende Wiesen, schattige Wälder
Am Tag darauf schwingen wir uns gleich morgens erneut in den Sattel und strampeln durch blühende Wiesen in Sisis Schicksalsstadt Bad Ischl.
Dort tauschen wir die gefälligen Tourenräder gegen Mountainbikes für den sportlichen Endspurt. „Auf zur Rettenbachalm!“ Und weiter durch die steilen Felswände der Rettenbachklamm. Im Schatten des Waldes flirrt das Sonnenlicht durch die Blätter der Baumwipfel, und der Blick heftet sich konzentriert auf den holperigen Forstweg. Trotz 30 Prozent Steigung bleibt das Fahren ein Genuss und kostet kaum Kraft.
Die letzte Etappe auf des Kaisers Spuren führt zur Wiege der österreichischen Literatur, ins Ausseer Land in die Steiermark. Im G’sund- und Natur-Hotel „Wasnerin“ zwischen Loser, Sandling und Trisselwand wird die literarische Tradition hochgehalten. Nach Altaussee kamen sie alle. Kaiser Franz Joseph kam, Sisi kam und Burgschauspieler Klaus-Maria Brandauer blieb.
Was man wissen muss:
Strecken-Tipp: Pilgerfahrt von Regensburg an den Wolfgangsee. Oder das Teilstück: „Auf den Spuren des Hl. Wolfgang“ vom Mondsee über Scharfling nach St. Gilgen am Wolfgangsee.
Restaurant-Tipps: Das Haubenrestaurant „Joseph’s“ am Wolfgangsee bietet kulinarischen Genuss für Anspruchsvolle, www.josephs.at. Die Küche im G’sund- und Natur-Hotel „Wasnerin“ überzeugt mit kreativen Interpretationen heimischer Küche, www.diewasnerin.at.
Hotel-Tipp: Salzburg: Das Altstadthotel Kasererbräu bietet Zimmer zwischen 74 Euro und 324 Euro, www.kasererbraeu.at;
Am Wolfgangsee: Im Hotel Seevilla übernachten Gäste für 73 Euro im Prosecco Zimmer, bis 142 Euro in der Grey Suite, www.seevilla.co.at;
Bad Aussee: Im G’sund- und Natur-Hotel „Wasnerin“ schläft man für 109 Euro im Einzel/Doppelzimmer bis 154 Euro in der Suite Ausseer Land. Auch Tierbesitzer sind in speziellen Zimmern gern gesehen.
Sightseeing-Tipp: Schloss Hellbrunn, mit historischen Wasserspielen und Schloss Leopoldskron.
Literatur-Tipp: Radatlas Salzkammergut, erschienen bei Bikeline, wetterfest und im praktischen Ringbuchformat.
Info-Tipp: Radtouren: www.radtouren.at; Tourismus:www.austria.info/at