Ein Streifzug durch die Stadt Luxemburg

Eingebettet zwischen Frankreich, Belgien und Deutschland gönnt sich das winzige Land einen großen Auftritt mit viel Charme, Kultur und Lebenslust.

„Das gute Leben ist eine Kunst. Und wer beherrscht sie besser als das  kleine Großherzogtum Luxemburg? Eingebettet zwischen Frankreich, Belgien und Deutschland gönnt sich das winzige Land einen großen Auftritt. Und das ganz ohne Attitüde. Dafür mit viel Charme, Kultur und Lebenslust.

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Natalie Bonns Chocolate House. Foto: Flora Jädicke

Luxemburger lieben gutes Essen

Nathalie Bonns „Chocolate House“ ist der Sehnsuchtsort aller Naschkatzen. Nicht der einzige für die gut 110 000 Hauptstädter. Die Patisserien und Restaurants reihen sich auf wie an einer Perlenkette. Das „Chocolate House“ aber ist ein besonderer Ort. Von hier aus haben die Luxemburger ihren Großherzog Henri von Luxemburg, Herzog von Nassau und Gemahlin Großherzogin Maria Teresa immer im Blick. „Jedenfalls wenn die Fahne über dem Palais auf der anderen Straßenseite weht“, erklärt Stadtführerin Cathy Giorgetti. Dann nämlich ist der einzig verbliebene Großherzog dieser Welt zu Hause, seine Gardewache postiert und ein Hauch von Buckingham Palace weht durch die Grand Rue. Das perfekte royale Gefühl.

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Der Palast des Großherzogs liegt mitten in der Stadt. Foto: Flora Jädicke

Aber nicht nur die Lage am Palais mit seinen Türmchen und Erkern machen das alte Stadthaus von 1460 zu einem der „beliebtesten Orte“ der Stadt. Aus jeder Ritze strömt dem Gast das süße Leben entgegen und das gut gelaunte, fast babylonische Sprachengewirr erfüllt das Haus vom Laden im Erdgeschoss bis in die  Schokoladenküche unter dem Dach. Sogar die Tageszeitungen sind hier dreisprachig. Bis in den Salon im ersten Stock ist kaum ein Durchkommen. Hier serviert Nathalie Bonn ihre hausgemachten Trinkschokoladen, Kuchen, Quiche und Torten. Portionen so üppig, als wollten sie dem Kleinstaat etwas Größe entgegensetzen.

Ganz Luxemburg kommt hierher, zum Petite Dejeuner, zum Lunch oder zum Afterwork-Plausch. Sie lieben ihre Restaurants. 563 000 Einwohner hat das kleine Land, und damit weniger Einwohner als manche deutsche Großstadt.  Aber die höchste Dichte von  Sternerestaurants pro Kopf in ganz Europa. „Wir genießen einfach gerne“, sagt Nathalie Bonn. „Die Kunst, das gute Leben und vor allem gutes Essen.“

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Direkt gegenüber dem Palais verkauft Natalie Bonn ihre Leckereien. Foto: Flora Jädicke

Und man kann es sich leisten. Das beweisen die eleganten Boutiquen, die edlen Sushi- und Tapasbars und die schicken Brasserien rund um den Place d’Arme oder die gemütlichen Restaurants in der verwinkelt kuscheligen Altstadt, die am Fischmarkt gleich hinter dem Palais Grand Ducal beginnt. Was für ein Empfang und Auftakt für einen Ministadtrundgang. Cathy Giorgetti bläst zum Aufbruch. Denn Luxemburg hat weit mehr zu bieten als gutes Essen.

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Im ehemalige Handwerkerviertel Grund hat sich eine Künstlerszene angesiedelt. Foto: Flora Jädicke

Luxemburg – noch immer Kulturhauptstadt

Der Bockfelsen mit seinen unterirdischen Wehrgängen, den Kasematten, ist die Wiege der Stadt. „Kein Stadtrundgang führt hier vorbei“, witzelt Cathy. Wohl aber darüber. Über den Wenzelweg zum Beispiel in Serpentinen hinab zum Flüsschen Alzette und dem  ehemaligen Handwerker Stadtviertel Grund. Als Luxemburg 2007 Kulturhauptstadt wurde, hat sich hier eine lebendige Kulturszene angesiedelt. 40 Meter darüber thront die Altstadt auf dem  Sandsteinfelsen, auf dem 963 Siegfried seine kleine Burg  „Lucilinburhuc“ baute. Von der einst stolzesten Festung Europas ist kaum mehr übrig geblieben, als die steilen Schleifen des Corniche-Walls über das Alzette-Tal und die tausend Jahre alten Reste der Lützenburg.

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Blick auf den Kirchberg mit dem Europaviertel. Foto: Flora Jädicke

Luxemburg liebt Architektur

Der Blick vom Bockfelsen ist gewaltig. Unten im Tal fließen friedlich die Flüsse Alzette und Petruss. Drüben auf der anderen Seite dräuen dunkle Wolken über Europa, das genau genommen Kirchberg heißt. Seit den sechziger Jahren haben Pritzker Preisträger beinahe aller Nationen das „gute Leben“ auf dem  Plateau in Beton, Glas, Stahl und Stein verwandelt. Kunstsinnig und mit viel Geld, sehr viel Geld.

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Philharmonie von Christian de Porzamparc auf dem KIrchbeg. Foto: Flora Jädicke

Auf dem gut 360 Hektar großen Areal haben Künstler und  Architekten ihren heiligen Berg gefunden. Elegant, lichtdurchflutet und filigran ist die Philharmonie in ihrem Kleid aus 800 weißen Säulen von Christian de Porzamparc. ein aufregender Dialog zwischen Alt und Neu ist das Mudam, das „Museum für moderne Kunst Grand- Duc Jean“ des Sino-Amerikaners Ieoh Ming Pei. Seinen „kristallinen“ Bau hat er dabei auf die Grundmauern des Forts Thüngen gesetzt, in dem das Festungsmuseum „Dräi eechelen“ untergebracht ist.

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Das MUDAM, das Museum für moderne Kunst auf dem Kirchberg in Luxemburg. Foto: Flora Jädicke

Das Europa Viertel ist ein Gesamtkunstwerk mit seinen  Institutionen, Banken und mehr als 40 Großskulpturen. Mit dem Aufzug oder über die Großherzogin-Charlotte-Brücke geht es zurück in die heimelige Altstadt. Die Kunst gehört zum Leben.  Und man findet sie auch jenseits „d’Stad“ wie die Luxemburger aus dem Umland sagen. In Vianden dreht sich alles um den Dichterfürsten Victor Hugo, der nach seiner Flucht aus Paris einige Jahre im beschaulichen Ardennenstädtchen lebte.

„The family of man“ in Clervaux

Weiter nördlich hat sich die „Cité de L’image“ (Stadt der Bilder) ganz der Fotografie verschrieben. Das Schloss Clervaux zeigt eine der größten Fotoausstellung aller Zeiten. Für die Ausstellung „Family of man“ im „Museum of modern art“ in New York sammelte der Luxemburger und in New York lebende Fotograf Edward Steichen Fotografien aus der ganzen Welt. 1964 schenkte die US-Regierung die Schau dem Großherzogtum. Seither hat sie ihren Sitz im Schloss Clervaux.

Das gute Leben ist eine Kunst. Und sie gehört überall in Luxemburg zum Alltag wie der Duft von Nathalie Bonn’s heißer Schokolade, die Wälder der Ardennen oder die Winzer an der Mosel oder der Kirchberg mit seiner futuristischen Kulisse der Europainstitutionen.

Diese Reise wurde unterstützt vom Tourismusverband Luxemburg: www.visitluxembourg.com

Copyright Bilder: Flora Jädicke

Anreise-Tipp: Mit dem Zug ist man in wenigen Stunden in Luxemburg, ab 49 Euro. Unter vier Stunden fährt man mit dem Auto über die A8 oder die A4. Luxair fliegt von vielen großen Städten nach Luxemburg. Von Karlsruhe aus fliegt Swiss ab 70 Euro. Von Stuttgart wird es teurer: ab 260 Euro mit Swiss und Stop in Zürich. Der Flughafen „Findel“ liegt zehn Autominuten vom Stadtkern entfernt.

Hotel-Tipp: Im Hotel Golf Clervaux www.golfclervaux.lu schläft man ab 89 Euro im Einzelzimmer und ab 104 Euro im gemütlichen Doppelzimmer inkl. Frühstück. Das Restaurant „Du Golf de Clervaux – Le Panoramique bietet eine exzellente französisch inspirierte Küche. Der angeschlossene 18-Loch Golfplatz gehört zum Hotel.

Im Hotel Restaurant Victor Hugo in malerischen Vianden www.hotelvictorhugo.lu schläft man im gemütlichen Einzelzimmer ab 67,50 Euro und im Doppelzimmer für 87,50 Euro. Das Restaurant bietet hervorragende regionale Küche.

Restaurant-Tipp: „Chocolate-House“ in Luxemburg Stadt ist ein wahres Mekka für Naschkatzen. Neben Pralinen, Schokoladen aus dem Haus und unzähligen Torten aus eigener Herstellung bietet die Karte auch regionale Gerichte. www.chocolatehousebonn.lu

Das Restaurant „Chiggeri“ in Luxemburg Stadt www.chiggeri.lu

Kultur-Tipp: Ein Muss ist der Besuch der Philharmonie auf dem Kirchberg www.philharmonie.lu, ebenfalls auf dem Kirchberg begeistert das Museum für moderne Kunst Grand Duc Jean Mudam am Place de l’Europe www.mudam.lu. Jenseits des Europaquartiers lohnt sich ein Spaziergang durch Altstadt und die unterirdischen Festungsanlagen, die Kasematten. Im Norden bietet Schloss Clervaux eine der berühmtesten Fotoausstellungen die „Family of man“ von Edward Steichen www.steichencollections.lu

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