Meditationsweg – Wenn sich der Geist weitet

Schritt für Schritt zur eigenen Mitte. Im spirituellen Gehen finden Winterwanderer zu ihren Wurzeln: zum Beispiel im Murnauer Moos, auf dem Meditationsweg „Brennendes Herz“ im „Blauen Land“.

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Ganz bei sich über den Meditationsweg Brennendes Herz im Blauen Land

Gar keine leichte Übung! Langsam durch die Natur schlendern und einfach mal den Mund halten. Und dabei den Weg zur eigenen Mitte finden. Den meisten Wanderern auf dem „Meditationsweg“ durch das „Blaue Land“ fällt der Weg zu sich gar nicht so leicht. Kaum hat sich die kleine Gruppe beim Schild Staffelsee 3,0 km, Murnau 7, 5 km auf dem Forstweg Richtung Wald in Bewegung gesetzt, hilft Focusing-Therapeutin und Landschaftsführerin Elfie Courtenay mit Atemübungen. Bewusst gehen, hinsehen und hinhören und den Widerhall der Natur in der eigenen Seele spüren, das ist das Ziel dieser knapp zweistündigen Etappe. Sie führt durch das Murnauer Moos, über das „Ähndl“, durch alte Birken-Linden- und Eichenalleen wie die Kottmüller Allee zur „Lourdesgrotte“ beim ehemaligen Steinbruch in der Ochsengrabenschlucht und weiter nach Murnau am Staffelsee zum Kultur- und Tagungszentrum.

In der Natur geistige Weite finden

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Nicht weit von Murnau entfernt über den Meditationsweg Brennendes Herz

„Eine spirituelle Begegnung mit der Natur kann in geistige Weiten führen“, verspricht das Begleitheft zum „Meditationsweg Ammergauer Alpen im Blauen Land“. Elfie Courtenay hat die Strecke als Anschluss an den gut 90 Kilometer langen „Meditationsweg Ammergauer Alpen“ entwickelt. 2008 hatte der Körpertherapeut Norbert Parucha den großen Bruder gemeinsam mit dem Tourismusverband auf den Weg gebracht.Nach zehn Jahren auf dem Jakobsweg hatte er das Bedürfnis, spirituelle Wanderungen auch in seiner Heimat anzubieten. Parucha begleitet seine geführten Touren mit eigenen Texten. Ebenso gerne bedient er sich aber auch bei großen Literaten. „Das Leben ist ein fortlaufender Prozess von Übergängen.

In der Natur lässt sich das ganz besonders gut erkennen“, erklärt er in einem Gespräch. Rainer Maria Rilke drückte es so aus: „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.“ Texte wie diese sollen anregen über das eigene Leben nachzudenken.   Auch die zwölf Stelen auf den sechs Etappen des „Meditationswegs im Blauen Land“ helfen. Wer allein unterwegs ist, findet an ihnen Inspiration und Impulse für die eigenen Gedanken. Auf Etappe I etwa am „Murnauer Moos“, am „Ähndl“ an der „Lourdesgrotte“ oder am „Münter-Haus“.

Hören auf den eigenen Herzschlag

Immer noch plappernd folgen die Teilnehmer Elfie Courtenay über ein kurzes Stück des Höhenrückens. Bis sie schließlich die Vorzüge des Schweigens preist: „Die Stille lässt auch den zarten Schlag des eigenen Herzens hören“, sagt sie. Noch wenige Worte fallen: Die politische Weltlage, das tägliche Hamsterrad, Scherze zum „Om-Sparziergang“. All das haben die Teilnehmer im Rucksack.

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Der Meditationsweg führt auch durch den Wald

Schließlich verstummen die Gespräche. Nur das Rauschen der Baumwipfel wird lauter. Unter den Schuhen knirscht der Schnee und in der Ferne verhallt der Warnton der Oberammergauer Bahn. Vom Höhenrücken aus schweift der Blick weit ins Murnauer Moos. Zwischen Estergebirge im Osten, Wettersteingebirge im Süden und den Ammergauer Alpen im Westen erstreckt sich das größte zusammenhängende Alpenrandmoor Mitteleuropas.

Entstanden ist es vor 20 000 Jahren. Ein schwer greifbarer Zeitraum. „Eine gute Stelle für einen Perspektivwechsel“, sagt Courtenay. „Er ist das Ziel jeden Meditierens“, erklärt sie. Und wo kann dies so beschaulich geschehen wie beim Betrachten der Natur.

DSC_0124Man muss kein Romantiker sein, um sich von dieser Landschaft verzaubern zu lassen. „Wie achtsam und mutig sind wir, wenn es darum geht Kostbares und Einzigartiges zu bewahren?“, fragt sie. Zeit  nachzusinnen. Es geht weiter Richtung „Ähndl“.  Auch Oberbayerns ältestes Kirchlein regt zum Nachdenken an. In der Ramsachkirche finden Menschen seit Jahrhunderten Trost und Zuversicht. Hier wüteten Brände, Hungersnöte, die Pocken und die Pest. Von hier aus rief die älteste Eisen-Glocke Bayerns zum Gebet. DSC_0134Sie geht zurückauf einen irisch-schottischen Mönch aus dem achten Jahrhundert. Von 1892 stammt die „Lourdes-Madonna“ in der „Lourdesgrotte“. Vor ihr steht eine Bank. „Hier kann man die Augen schließen und sich fragen: Wonach sehnt sie mein Herz“, empfehlen Elfie Courtenay und die Stele.

Gehen so elementar wie Atmen

Ob mit oder ohne Konfession,  beim meditativen Wandern geht es immer um Grundsätzliches. Wohin die innere Reise geht, gibt der „Meditationsweg durch das Blaue Land“ nicht vor. „Aufmachen muss sich jeder selbst“, erklärt Courtenay. „Wie ‚geht‘ es dir jetzt?“ Ihre schlichte Frage zeigt, wie grundlegend Wandern ist. „Langsames Gehen in der Natur ist für den Menschen so elementar wie Atmen“, sagt sie.

Diese Reise wurde unterstützt vom Tourismusverband Ammergauer www.ammergaueralpen.de

 

Infos zum Meditationswandern

Der Meditationsweg „Ammergauer Alpen“ und „Blaues Land“ wurde 2008 von Norbert Parucha in Zusammenarbeit mit dem Oberammergauer Tourismusverband zunächst für Oberammergau entwickelt.

Elfie Courtenay setze das Erfolgskonzept für Murnau und das Blaue Land um.

Geführte Wanderungen: Wie Norbert Parucha auf dem Meditationsweg Ammergauer Alpen führt auch Elfie Courtenay regelmäßig über die sechs Etappen und 12 Stelen durch das „Blaue Land“.

Einzelwanderer finden alle wichtigen Ansprechpartner und Adressen sowie eine ausführliche Beschreibung der Wege und Stelen in einem Begleitheft. Es kann für 3,50 Euro in allen Tourist-Informationen der Ammergauer Alpen erworben werden. Die Wege sind ausgeschildert mit dem„brennenden Herz“.

Das „brennende Herz“ auf dem Wegweiser symbolisiert die Mitte der Person, den Integrationspunkt aller intuitiven, inspirativen und vitalen Kräfte. Er ist vielleicht der archimedische Punkt, aus dem heraus, sich auch das blaue Land erschließen lässt, heißt es im Heft.

www.brennendes-herz.de

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